Verziertes Küsterhaus und Klosterkirche
Auch abseits von Burg, Doktorhaus oder ehemaligem Amtshaus existieren in Blomberg Gebäude mit Inschriften, Symbolen und Verzierungen. Eines davon ist das Gemeindehaus der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde, das sich im Seligen Winkel befindet. Es handelt sich dabei um ein typisches Vierständerhaus mit Mitteldiele. Geprägt ist der Bau von reichen Zierschnitzereien im Zahnschnittmuster.
Die Füllbretter sind mit Akanthusblatt versehen, der Fenstersturz über der früheren Wohnstube ist ornamentiert. Zentral ungefähr auf Hälfte des Baus befindet sich die Inschrift: „Im Hause des Gotlosen ist der Fluch des Herren aber das Haus der Gerechten wird gesegnet. Proverb III versu XXXIII.“ Über dem Türsturz ist zentral eine Blumenvase zu sehen.
„Ähnliche Blumenmotive finden wir auch an mehreren anderen Blomberger Fachwerkhäusern. Sie zeugen davon, wie lange die Zierschnitzmuster der Renaissance in Blomberg in Gebrauch blieben“, erklärt Stadtarchivar Dieter Zoremba. Direkt darunter befindet sich die Inschrift auf dem Türsturz, die Eckdaten zum Erbauerehepaar bereithält: „Hans Lalke. Ilsaben Brachts. Anno Christi 1661.“ Links und rechts daneben kann man die jeweiligen Initialen HL und JB erkennen. Hans Lalke, der zwischen 1610 und 1683 lebte, war übrigens Blomberger Küster und erwarb 1650 das Bürgerrecht.
Einige Meter weiter den Seligen Winkel hinunter befindet sich die Klosterkirche, die heute ebenfalls zur Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde gehört. Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, früher tatsächlich das Gotteshaus eines Klosters gewesen zu sein.
Zum Hintergrund: An Ostern 1460 stahl eine Frau namens Alheyd 45 geweihte Hostien und warf diese aus Angst vor Entdeckung in einen Brunnen. Diese gingen aber nicht unter, Alheyd wurde erwischt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dem Brunnen wurde in der Folgezeit Wundertätigkeit nachgesagt und er zog Pilger an. Wahrscheinlich befand sich dieser Brunnen an der Stelle des heutigen Altarbereichs in der Klosterkirche. Über dem Brunnen baute man zwischen 1460 und 1462 eine Kapelle und die anschließend zur Klosterkirche aus. „Die Blomberger Wallfahrt war eine größere Sache und hatte sogar europäische Ausmaße. Ein Pilgerzeichen aus Blomberg wurde beim U-Bahn-Bau in Amsterdam gefunden. Für die Stadt Blomberg brachte die Wallfahrt wenige Jahre nach der totalen Zerstörung in der Soester Fehde einen willkommenen wirtschaftlichen Aufschwung“, berichtet Dieter Zoremba.
Im Außenbereich der Kirche finden sich allerdings nur wenige Inschriften, Symbole oder Zeichen. Im Winkel zwischen Langhaus und Chor auf der Südseite gibt es drei Glocken zu bestaunen. Alle sind mit der Jahreszahl 1921 versehen. „Die hingen früher im Martiniturm“, weiß der ehemalige Küster Wolfgang Klein zu berichten. Am westlichen Strebepfeiler des Chores ist gut erkennbar die Jahreszahl des Baubeginns von 1462 eingemeißelt: „Anno dm MCCCC sexagesimo secundo.“