Doktorhaus: zahlreiche Symbole und viele Schnitzereien
Hausinschriften und Symbole in der Nelkenstadt – beim Gedanken daran kommen vielen Blombergern sicherlich die Burg und das Rathaus in den Sinn, vielleicht auch noch das einstige Amtshaus. Dicht dahinter dürfte aber das sogenannte Doktorhaus, das sich an der Kuhstraße 38 befindet, genannt werden.
„Dieses Haus ist sicherlich eines der am reichsten verzierten in Blomberg. Die Fassade ist im Wesentlichen erhalten und das Gebäude war früher als der Niedere Hof einer der Burgmannenhöfe. Diese Burgmannen waren Adelige, die vom Landesherrn mit Besitz belehnt wurden und ihm dann Folge leisten mussten“, weiß Stadtarchivar Dieter Zoremba zu berichten.
Der heutige Bau wurde im Jahre 1606 durch den gräflich-lippischen Förster Hilmar Stükenberg erbaut und löste damit den Niederen Hof ab, der einst der Familie von Friesenhausen gehört hatte. Kurz vor dem Tod Stükenbergs gelangte das Haus 1634 in den Besitz des Höxterschen Bürgers Steinwart, zehn Jahre später in den der Familie Höcker. 1821 wurde Bürgermeister August Böhmer der neue Inhaber – und dessen Tochter Emilie heiratete 1854 den heutigen Namensgeber des Hauses als Doktorhaus: Dr. Ludwig Theopold. Der praktizierte dort unter anderem als Amtschirurg und war als Arzt in Blomberg bis 1896 tätig.
Auffällig sind vor allen Dingen zwei Aspekte: Die Diele ist seitlich verschoben – und die Schnitzmuster sind herausragend. „Die Front ist unter anderem mit Zahnschnitzmustern aus der Weserrenaissance versehen“, so Zoremba – und das nahezu vollständig.
Auf jedem Holzbalken befinden sich zahlreiche Blumen, Girlanden und vieles mehr. Zudem existieren Säulen auf Ständern im dreigeteilten Giebelgeschoss, die in Blomberg ansonsten nur am Rathaus zu finden sind. „Dabei handelt es sich gewissermaßen um einen Ersatz für echte Säulen“, erklärt Dieter Zoremba.
Direkt im Giebel erkennt man die lippische Rose als grundherrschaftliche Zuordnung. Zu sehen sind aber auch noch vier ungewöhnlichere Schnitzereien. Zum einen sind hier zwei Wachsoldaten mit Hellebarde, die – genauso wie die beiden Löwenköpfe – für die Abwehr von Gefahren stehen, zu nennen.
Links über den unteren Fenstern gibt es zudem die Abbildung eines Drachen, rechts über den unteren Fenstern eine absolute Seltenheit. „Hier sieht man das sogenannte Luderziehen oder Strebkatzenspiel, das auch im Burginnenhof dargestellt ist. Bei diesem, der Volksbelustigung dienenden, mittelalterlichen Spiel mussten zwei mit einem Seil um den Hals verbundene Männer versuchen, den jeweils anderen auf die eigene Seite oder gar über ein Feuer zu ziehen. Es gibt allerdings auch die Interpretation, dass auf diese Weise Kämpfe zur Erzielung eines Gottesurteiles ausgeführt wurden. Die am Doktorhaus über den Kämpfenden dargestellten Tauben lassen die Vermutung zu, dass durch den Kampf der Friede wieder hergestellt werden sollte“, hält Zoremba fest.
Zentral über dem Eingang besteht natürlich die obligatorische Inschrift mit der Jahreszahl 1606. Die hier lautet übersetzt: Glücklich sei dein Eingang, glücklicher dein Ausgang (FELIX INTROITUS FOELICIOR EXITUS ESTO. ANNO 1606.).