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Hostienfrevel, Brunnenwallfahrt und Klosterkirche

Im Schatten des Martiniturmes und nur wenige Schritte von der Klosterkirche entfernt befindet sich ein weiteres Geschichtszeichen, das an eine erwähnenswerte Begebenheit aus der bewegten Vergangenheit Blombergs erinnert. Der Titel „Im Seligen Winkel: Hostienfrevel und Brunnenwallfahrt“ macht schon deutlich, worum es geht. Nach der nahezu vollständigen Zerstörung der Stadt in der Soester Fehde durch Truppen des Erzbischofs von Köln im Jahre 1447 befand sich die Nelkenstadt gerade wieder im Aufbau, als eine Frau namens Alheyd für schlagartige Bekanntheit Blombergs sorgte.

Alheyd stahl an Ostern 1460 45 geweihte Hostien aus der Stadtkirche St. Martin und warf die in einen Brunnen. Weil die Hostien aber nicht untergingen und man Alheyd so erwischte, wurde sie verhaftet und anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Brunnen zog in der Folgezeit aufgrund seines wundertätigen Rufes Pilger an und Blomberg avancierte zum Wallfahrtsort. „Für die Stadt Blomberg war die Geschichte der Alheyd sehr wichtig. Nur wenige Jahre nach der Zerstörung gab es durch die Wallfahrt so einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Pilger haben Geld in die Stadt gebracht, das den Wiederaufbau befördert hat“, erklärt Stadtarchivar Dieter Zoremba, der auch festhält: „Die Blomberger Wallfahrt war eine größere Sache und hatte sogar europäische Ausmaße.“

Über dem als wundertätig geltenden Brunnen baute man zwischen 1460 und 1462 eine Kapelle, die zwischen 1468 und 1473 zur heutigen Klosterkirche ausgebaut wurde. Der Name kam übrigens nicht von ungefähr, schließlich hatte Bernhard VII. 1468 das Kloster Zum heiligen Leichnam ins Leben gerufen, in das Augustinermönche einzogen. Mit Beginn des 16. Jahrhunderts ebbte die Bedeutung für die Wallfahrt aber mehr und mehr ab – und auch das Kloster wurde 1536 aufgelöst.

Bis 1769 fanden die Edelherren und Grafen zur Lippe in der Gruft der Kirche aber noch ihre letzte Ruhestätte. Ab 1833 ging es für die Klosterkirche in Sachen Bedeutung dann jedoch wieder bergauf. Da nämlich wurde die einstige Stadtkirche St. Martin wegen angeblicher Baufälligkeit abgerissen und die Klosterkirche zum einzigen evangelisch-reformierten Gotteshaus der Stadt.

Den Martiniturm ließ man damals stehen – und heute dient er der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde unter anderem als Glockenturm. Geblieben sind auch einige historische Zeichen im Kircheninneren. Im Chor befinden sich einige Relikte aus der abgebrochenen Stadtkirche: zum einen der Taufstein von 1574, zum anderen die Grabplatten des ehemaligen Pastors Abraham Theopold (gestorben 1657) und seiner Gemahlin Elisabeth Stapperfenne sowie die des Amtmannes Anthon Günther Kopf (gestorben 1707) und seiner Ehefrau Elisabeth Theopold, Enkelin des Abraham Theopold. Außerdem vorhanden: die Tumba des Klostergründers Bernhard VII. und seiner Gemahlin Anna von Holstein-Schaumburg. An Alheyd erinnert heute übrigens ein Denkmal auf dem Brunnen vor dem Rathaus.